24.7.2021; Tag 3
Der Plan fuer den 3. Tag war einfach: an Wind und Wellen abgelegenen Stellen Fische finden! Frueh morgens sollte es windmaessig noch gehen aber ab 11:00 Uhr sollte es draussen kacheln. Nach dem Fruehstueck ging es runter zu den Booten. Die Guides nahmen auch gerade ihre Gaeste mit; in ihren 10m Booten wollten sie trotz des WIndes heute noch zur Big Bank rausduesen; 40 km vor der Kueste. Das ist 1.5h Anfahrt gegen die Wellen und Duenung – das kann auch in einem grossen Boot keinen Spass mehr machen. Was Leute fuer Fische alles tun!
Dave und Carl hatten sich einen Tipp fuer die erste Angelstelle geholt. Angeblich sollten bei Flemming Island, eine der vielen Inseln einer ganzen Inselkette mitten im Barkley Sound, gestern ein paar grosse Chinooks gefangen worden sein. Das lag geschuetzt etwa 20 Minuten von der Lodge weg. Da wollten wir alle zuerst mal hin. Unsere 4-teilige Bootsflotte war noch keine 5 Minuten unterwegs, da blieb Glenn’s Boot stehen. Irgendwie lief der Motor nicht ueber 4000 U/min. Nach einer Weile fuhr er weiter, nur eben nicht sehr schnell. Das war aber auch gar nicht noetig denn jetzt kamen wir in dichten Nebel. Carl mit seinem Radar fuhr vorne weg und Jerrod mit seinem Radar als Letzter hinterher. So kamen wir sicher an der Inselkette an.
Schau’ mal einer an, hier schleppten doch tatsaechlich schon zwei Charterboote aus Bamfield. Da musste der Tipp wohl gestimmt haben. Ich setzte uns dicht vor die felsige Kante und wir schleppten erwartungsfroh noch im halben Dunkel und Nebel unsere Koederfische dicht am Grund in nur 20m Tiefe. Dave wurde aufgeregt wegen etlicher Fischsicheln auf dem Echolot. Bald bekamen wir zu spueren woher die stammten. Erst ruckte Dave’s Rute los, Sekunden spaeter meine. Wieder nur Kleinlachs. Einer nach dem anderen. Auch die anderen Boote schuettelten einige dieser Plagegeister ab. Die Guides hatten bald genug und verschwanden im Nebel. Aber wir sahen auch einige richtig grosse Sicheln auf dem Echo und wir wollten noch nicht aufgeben. Aber Dave und ich hatten nun beide einen Blinker dran – bei $1,50 pro Anchovie Koederfisch wuerde diese Kleinlachsfischerei uns ja ein Vermoegen kosten.
Carl funkte eben, dass er zur naechsten Insel weiterschleppen wollte und Jerrod und Glenn stimmten zu. Da loeste ploetzlich meine Rute hart aus – direkt schon aus dem Clip. Nanu? Das schaffte sonst keiner der kleinen Biester. Als ich die Rute noch zoegerlich und halbherzig aus dem Rutenhalter holte, wurde mir ploetzlich die Rute fast aus der Hand gerissen. Aha! Das ist ein richtiger Fisch! Der Fisch ruckte ein paar Mal kraeftig aber wollte noch keine Schnur nehmen. War es vielleicht nur ein foul-gehakter Kleinlachs? Aber wenn die Rucke Kopfstoesse gewesen waren, dann war das ein grosser Lachs. Er nahm immer noch keine Schnur aber ich konnte auch keine Kurbelumdrehung gewinnen; der Fisch stand fest. Dave war noch unschluessig und liess erstmal seine Rute noch drin und schleppte auch weiter. Aber dann, ploetzlich kam Leben in den Drill und nun heulte meine Rolle los und im Nu waren 50 m Schnur weg. Jawoll! EIn Grosser!
Dave raeumte jetzt hektisch das Deck ab und drehte den Motor runter. Mittlerweile blieb der Fisch mal kurz stehen und ich konnte ein paar Kurbelumdrehungen gewinnen. Ich war sehr bedacht darauf unbedingt Druck auf der Schnur zu halten – der Blinker hatte nur einen Einzel-Schonhaken. Eine Sekunde schlapp und der Bursche ist weg! Jetzt raste er wieder los. Mensch, das war eine Freude mal wieder so einen sportlichen Fisch zu drillen! Und der erste richtige Grossfisch am Band auf dieser Tour. Jetzt machte er wieder Pause und ich kurbelte dagegen. Ein kraeftiger Ruck folgte, mein Herz blieb stehen…. Ich kurbelte nun wie wild aber konnte keinen Widerstand mehr finden. Der Fisch war weg. Dave und ich schauten uns enttaeuscht an. So ein Pech! Endlich, nach so langer Zeit und so viel Kleingemuese, hatten wir den ersten Grossfisch dran und dann schlaegt der sich los. Und ich hatte wirklich nichts falsch gemacht. Einfach nur Pech.
Dave funkte den Anderen zu, dass wir es nun noch etwas laenger hier probieren wuerden. Wo einer war mussten doch noch mehr sein! Beflissen setzten wir beide Ruten wieder ein und arbeiteten die Bisstelle ab; von allen Richtungen, tief und flach und mit verschiedenen Koedern. Nur wieder Kleinkram. Nach einer weiteren Stunde hatten wir genug und gaben uns geschlagen. Was nun? Die 3 anderen Boote fingen meist nur Kleinkram vor Diana Island aber es waeren wohl hin und wieder mal ein 5-6 Pfuender dabei. Nee, damit waeren wir nicht zufrieden. Ich schlug vor zu versuchen bis zu Glenn’s gestriger Heilbuttstelle zu kommen. Vielleicht war es jetzt noch nicht zu rauh an der Aussenkueste. Dave war ok damit. So duesten wir ab, dem offenen Pazifik entgegen. Mein Motor hatte wieder seine Aussetzer was super unangenehm war wenn man nicht sass oder sich festkrallte. Vollkommen aus dem Blauen setzte er ploetzlich fuer einen Bruchteil einer Sekunde aus und man flog fast durch die WIndschutzscheibe. Danach lief er wieder tadellos. Sehr nervig.
Im Sound war das Wasser noch sehr ruhig. Als wir der Aussenkante naeher kamen, schwappte schon eine kurzfrequentige Duenung rein. Das ging noch wenn man etwas langsamer fuhr. Als wir dann um die letzte Schaere herumbogen, sahen wir die wahren Bedingungen. Hier war schon eine 1m Welle auf der Duenung obendrauf. Nach 15 Minuten in diesen Mist hineinkrachen, hatte ich genug. Wir muessten mindestens noch 20 Minuten davon erdulden um zur Heilbuttstelle zu kommen. Wir hatten dazu keine Lust mehr. So studierten wir die Untergrundverhaeltnisse hier vor Ort und fanden eine schoene sandige Delle zwischen steinigen Huegeln. Und mit 75m Tiefe sah diese Delle buttverdaechtig aus. EInfach mal probieren, dachten wir. Ich setzte uns windauf an den Anfangspunkt und nun schob uns der Wind perfekt durch die Delle und dann den felsigen Hang wieder hoch. Dort mussten wir auf Haenger aufpassen. In der sandigen Delle nicht.
Wir liessen unsere Heilbuttgeschuetze mit Hering bestueckt runter und harrten der Dinge. Im Sand ging gar nichts aber als wir in die Steine kamen, bissen regelmaessig Felsenbarsche und untermassige Lings. Dave behielt ein paar der brauchbaren Felsenbarsche. Leider war hier kein Butt unterwegs. Der Wind nahm weiter zu und am Ende unserer Drift holten wir ein und ich fuhr uns wieder zwischen die Schaeren in den Windschutz. Dann pilken wir eben auf Ling Cod! WIr steuerten vielversprechende Kanten an und mussten aber auch immer sehen, dass der Wind uns nicht zu schnell wegtrieb. Dave suchte sich eine neue Stelle aus und ich nahm meine Spinnrute mit einem 100g Pilker. Hier war es nur 20-30m tief und die Drift ok. Da riss es mir die Rutenspitze ins Wasser und sofort lief Schnur von der Rolle.
Oha, der war besser als die etlichen Felsenbarsche oder Babylings davor! Es machte einen Riesenspass einen ordentlichen Fisch an dem leichten Geschirr zu drillen. Dave wartete schon mit dem Gaff. Dann kam ein zaehnestarrendes Maul zur Oberflaeche; Ling. Aber hatte er die 65 cm? Wir waren uns nicht ganz sicher und so kescherte Dave den Fisch und wir vermassen ihn im Boot. 68cm, das war ein Keeper. Na endlich! Mit neuem Eifer wiederholten wir die Drift noch ein paar Mal. Dave behielt wieder ein paar Felsenbarsche wenn sie gute Groessen hatten. Dann am tiefen Ende der Drift bekam ich wieder einen brachialen Biss auf meinen kleinen Pilker. Die Rute war voll gebogen und der Fische machte 2 lange Fluchten bevor er aufgab. Wieder ein Ling und diesmal noch groesser! Den mussten wir nicht mehr messen – Dave nagelte ihm das Gaff durch den Kopf: 73 cm. So langsam fuellte sich die Fischkiste.
Dann sahen wir ploetzlich Graham neben uns auftauchen. Er hatte vor Bamfield am Morgen einen ordentlichen Chinook von 17 Pfund gefangen aber dann kamen dort die Wellen voll rein. So war er hierhergekommen um im WIndschutz Bodenfische zu jagen. Einen guten Riecher hatte der Kerl! Wir fuhren aber bald weiter immer Richtung Lodge zu und klapperten noch etliche Stellen auf Pilkfische ab. Es gab hier zwischen den vielen Inseln herrliche Buchten, Straende und kleine Passagen. FIsche gab es auch genug, nur nicht sehr grosse. Ein paar ordentliche Schollen pilkte ich und bei jeder sagte ich, dass ich die vorherige haette behalten sollen, dann haette sich das Mitnehmen gelohnt. So liess ich wohl 4 oder 5 schoene fette Schollen wieder frei. Einmal liess ich den Pilker runter und schon nach paar Sekunden stoppte die Schnur. Verdutzt schaute ich auf’s Echo – es war hier 30m tief und der Pilker haette noch eine Weile weiter fallen muessen. Ich kurbelte auf Spannung und nun riss es ungeduldig an der Rute. Und der Fisch sausste hin und her – gar nicht grundfischtypisch. “Ich schaetze ein kleiner Lachs.”, sagte ich zu Dave. Und recht hatte ich; ein etwa 5 pfuendiger Chinook kam ans Boot. Der durfte auch wieder schwimmen.
Kurz vor dem Eingang zur Lagune mit der Lodge hatte Dave noch ein Riff erspaeht, dass unser letzter Versuch heute sein sollte. Der Fels kam von 70 bis auf 10m hoch. Wir driftete erst hoch und dann direkt ueber die Spitze. Ich hatte hier mal wieder einen besseren Biss und brachte einen Ling hoch. Als er in Sicht kam, sagte ich zu Dave: “Schade, der wir knapp nicht Mass haben.”. Waehrend ich so auf den Fisch etwa 1 m unter dem Boot starrte, kam auf einmal ein grosser Schatten von unten. Ein grosser Ling! Und der schoss auf meinen gehakten Ling zu als wollte er ihn ohne Umstaende verschlingen! Ich rief Dave und hiess ihm sofort seinen Pilker neben meinem Fang einzulassen. Aber bis Dave hochgekurbelt und zu meiner Bootsseite gekommen war, war der grosse Ling schon wieder abgetaucht. Dave versuchte es aber er kam nicht wieder. Ich hakte meinen 64cm Ling frei und wir setzten nochmal zum Anfang der Drift an. Dave montierte nun einen Riesengummifisch – wenn der Ling einen ueber 60 cm Artgefaehrten verschlingen wollte, musste er ja wohl auf grosse Beute stehen! Ich schaetzte den Ling auf ueber 10 Pfund.
Wir waren ungefaehr an der Stelle wo ich den Grossen gesehen hatte, da ging Dave’s Rute in die Knie und Schur raste von seiner Rolle, Das war er! Nach und nach gewann Dave Schnur und dann kam der grosse Rachen nach oben. Ja, das war der Bursche und ich schlug ihm das Eisen in den Kopf und hievte ihn ins Boot. Jawoll! Das war ein klasse Abschluss des Tages! An der Lodgewaage zeigte er 13 Pfund. Da kann man nicht meckern.
Nach und nach kamen die anderen Boote zurueck. Glenn schmiss gleich eine zerbrochene Rute auf den Dock. Aergerlich – das war eine seiner teuren Stoerruten. An einem Haenger explodiert, sagte er nur. Ich meinte noch, wenn das heute der einzige Ausfall und Verlust war, dann waere das ja unser bester Tag bisher. Nee, Glenn berichtete das sie auch einen Downriggergeschirrverlust hatten; Blei, Clip, Montage….alles abgerissen. Ok, ich wollte gar nicht mehr wissen. Der Trip ist verhext. Ein fantastischer Luxus war es keine Fische versorgen zu muessen. Nur kurz das Boot saeubern, auftanken und dann zum angerichteten Dinner auftauchen. Paradiesisch! Dave’s Ling war mit Abstand der groesste Fisch heute von allen unseren Booten. Das war nicht ok! Da muss am letzten Morgen noch was Besseres gehen!